Die Prophezeiung by Vadim Panov

Die Prophezeiung by Vadim Panov

Autor:Vadim Panov [Panov, Vadim]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2011-11-13T23:00:00+00:00


Ein Polizeijeep schlich langsam über die belebte Straße. Träge ließen die von der Hitze betäubten Beamten den Blick über die Gehwege schweifen und hielten Ausschau nach »männlichen Personen geringer Körpergröße mit schwarzer Lederbekleidung und roten Kopftüchern« – so hieß es in ihrem Fahndungsauftrag. Angesichts der Ereignisse der vergangenen Nacht lag es auf der Hand, die Verdächtigen als besonders gefährlich einzustufen, deshalb waren die Polizisten mit kurzen Maschinenpistolen bewaffnet und hatten den inoffiziellen Befehl, das Feuer als Erste zu eröffnen. So etwas hatte es in der Hauptstadt seit 1993 nicht mehr gegeben.

Als die Beamten den Dienst antraten, waren sie sich durchaus im Klaren darüber, dass ihnen keine Spazierfahrt bevorstand, und sie bemühten sich um maximale Konzentration. Doch die alltägliche Routine und vor allem die unerträgliche Hitze, die in schwülen Wellen über den kochenden Asphalt waberte, dämpften ihre Wachsamkeit.

»Welcher Idiot zieht sich denn bei so einer Bullenhitze schwarze Lederklamotten an«, nörgelte der Fahrer und zog seine schwere, kugelsichere Weste zurecht.

»Immer noch besser, als wenn wir nach Leuten in kurzen Hosen fahnden müssten«, entgegnete der Leutnant auf dem Beifahrersitz. »Dann hätten wir wirklich ein Problem.«

Die beiden Beamten auf dem Rücksitz schmunzelten über den Scherz.

»Stimmt es, dass die Stadt mit der Föderationsregierung darüber verhandelt, uns ein Bataillon Fallschirmjäger als Verstärkung zu schicken?«, erkundigte sich einer der beiden bei seinem Chef.

»Quatsch, mit unseren Verbrechern werden wir schon selber fertig.«

»Hummel sechs, Hummel sechs, bitte kommen!«, krächzte der Funk.

»Hier Hummel sechs«, sprach der Leutnant ins Mikrofon. »Bei uns ist alles ruhig.«

»An der Kreuzung Presnenski Wal und Chodynskaja-Straße hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Fahrt sofort hin und schaut nach, was da los ist.«

»Was haben wir denn damit zu tun?«, empörte sich der Leutnant. »Soll sich doch die Verkehrspolizei drum kümmern.«

»Das sowieso«, versicherte der Funk. »Fahrt trotzdem hin. Ende.«

Der Funk verstummte.

»Die haben doch alle eine Schraube locker«, schimpfte der Leutnant. »Bloß wegen der Schießerei am Lenin-Prospekt werden wir jetzt wegen jedes banalen Verkehrsunfalls angefunkt. – Dreh um.«



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